Artists

Sämtliche von der Galerie Sammlung Amann repräsentierten Künstler sind mit Arbeiten in der Sammlung Amann vertreten. Die Galerie soll ihnen eine Plattform bieten ihre Arbeiten einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

 

ANDREA EITEL – STUTTGART

Andrea Eitel geboren 1942 in Sonneberg arbeitete zunächst als Buchhändlerin, bis sie 1986 mit ihrer künstlerischen Laufbahn begann. Zunächst mit Aquarell- und Zeichenkursen und ab 1998 autodidaktisch im Bereich der Ölmalerei. In der Zwischenzeit hat sie einen festen Platz in der südwestdeutschen Kunstszene eingenommen und ist in verschiedenen privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten. Ihre Arbeiten wurden in vielen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt.

Den Ausgangspunkt ihrer Arbeiten bilden häufig Fotos, die sie in ihrer Heimatstadt Stuttgart oder auf Reisen gemacht hat. Aus diesem Rohmaterial, die wie Skizzen zu verstehen sind, entwickelt sie die Motive ihrer Gemälde, die bewusst keine Botschaft vermitteln sollen. Ihr Anliegen ist vielmehr die Schönheit und Sinnlichkeit verschiedener, oft alltäglicher Situationen zu zeigen. Dabei wird das Original neu komponiert, verfremdet, in seiner Perspektive verändert, seiner Farbigkeit gesteigert. Aus dem Umgang mit dem Bestehenden aber auch einer Freude am Gestalten und Verändern entstehen so eigenständige Bildwelten, die den Betrachter mitnehmen.

Aus der Re-produktion wird so eine Re-komposition, aus dem statisch eingefangenen Jetzt wird ein offenes angelegtes Narrativ, das vom Betrachter weitergedacht werden kann.

Ein breit angelegtes Spektrum an Themen wie Landschaft, Stillleben, Interieur, Porträt usw. hat dennoch in den letzten fast 30 Jahren zu einem konsistenten, eigenständigen und wiedererkennbaren Werk gegenständlicher Malerei geführt, das Andrea Eitel als zeitgemäße Künstlerin positioniert.

MATHIAS PERLET – LEIPZIG

Mit seinen Bildern entführt Mathias Perlet den Betrachter in seinen ganz eigenen Kosmos. Die Bildwelten in seinen Arbeiten liegen jenseits unserer realen Welt – die Protagonisten, meist junge Menschen, bewegen sich in traumhaften Environments oder fernen Welten.

Mit seiner Malweise steht er in einer Tradition figurativer und gegenständlicher Malerei, mit der eine oft vereinfacht als Neue Leipziger Schule umschrieben Gruppe von Künstlern bezeichnet wird. Innerhalb dieser Gruppe hat Mathias Perlet seit seinem Studium seine ganz eigene, künstlerische Handschrift kontinuierlich weiterentwickelt.

Geboren 1958 in Elgersburg, studierte Mathias Perlet zunächst Kunsterziehung an der Universität Leipzig und anschließend Malerei und Grafik an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Dort war er von 1987-90 Meisterschüler von Professor Arno Rink. Nach einer Zwischenstation als Bühnenbildner und Ausstatter – beispielsweise für das Theater Nauendörfchen in Leipzig – arbeitet er seit 1995 als freischaffender Künstler in Leipzig.

Häufig verbindet er in seinen Bildern reale Situationen mit surrealen Elementen – so kombiniert er realistische Darstellungen mit grafischen, durch Tapentenmusterwalzen erzeugten Hintergründen –, was den Szenerien bei genauerem Betrachten einen Twist verleiht und das Gesehene in einen aus der Realität ver-rückten Kontext katapultiert.

Zu dieser Behandlung der Hintergründe und dem Verwirrspiel mit ihnen kommt eine ausgeklügelte Lichtkomposition, so dass seine Bilder häufig an Ausschnitte aus einem Bühnenstück erinnern. Es kommen emotionale Zustände, Sehnsüchte und Ängste zur Aufführung und ziehen den Betrachter in das Geschehen hinein.

Arbeiten von Mathias Perlet wurden bereits in zahlreichen Einzelausstellungen national und international präsentiert.

PROTOPLAST – BASEL / CH

Protoplast, gegründet 1990, ist ein Team von drei Schweizer Künstler:innen, die Artefakte generieren.

Protoplast hat ihre Arbeiten international in verschiedenen Museen, Galerien und Kunstinstitutionen präsentiert, darunter Kunsthalle Basel, ACC Galerie Weimar, Kunst Raum Riehen, Kunsthalle St.Gallen, Galerie Guillaume Daeppen, Neue Galerie & Joanneum Graz, Kunstfest Kulturhauptstadt Europas Weimar 1999, Installationen an sieben öffentlichen Orten in Weimar, Universitätsbibliothek Basel, Galerie Littmann Basel, Museum für Gestaltung Zürich, Galerie Apropos Luzern, Centre Pasquart Bienne, Städtische Galerie Böblingen, Kunsthaus Langenthal und Kaskadenkondensator Basel.

Das bisherige Programm zur Herstellung imaginärer Produkte wurde von 1990 bis 2010 von Protoplast entwickelt, präsentiert und abgeschlossen. Das aktuelle Programm zur Generierung von Artefakten begann 2010.

WALTER GUTBROD (1908 – 1998) – LUDWIGSBURG

Walter Gutbrod hinterließ ein reiches Werk mit verschiedenen Genres: Landschaften, Bäume, Akte, Kathedralen sowie unzählige Skizzenbücher. Neben seinem Beruf als Kunsterzieher, den er von 1937-1979 am Mörike Gymnasium in Ludwigsburg ausübte, arbeitete er an seiner Kunst im eigenen Atelier.

Was auf den ersten Blick vielleicht oft wie Karikaturen wirkt, offenbart aber beim genaueren Betrachten sein Bestreben das Wesen der Personen festzuhalten, natürlich auch immer durch die Gutbrod’sche Brille betrachtet und mit seinen persönlichen und stark schwankenden Stimmungen und Befindlichkeiten aufgeladen.

Gutbrod war ein begnadeter Zeichner und der Skizzenblock war sein ständiger Begleiter, auf dem er Jeden und Alles, was um Ihn herum war, festhielt. Er konnte ohne auf das Blatt zu schauen und ohne den Stift abzusetzen Personen erkennbar aufs Papier bringen.

Die Skizzen wurden im Atelier später dann in verschiedenen Formaten ausgearbeitet. Dafür entwickelte Gutbrod eine sehr eigensinnige Technik. Mit mehr oder wenig Terpentin verdünnter Ölfarbe malte er auf Transparentpapier. Diese Technik erlaubte es ihm von einer düsteren, bedrückenden Schwere, bis hin zu einer sonnig-freundlichen Leichtigkeit, von einer pastosen Dichte, bis hin zu einer aquarellartigen Transparenz, zu variieren. Das Transparentpapier verleiht den Arbeiten eine mystische Tiefe und bringt die Farben partiell wunderbar zum Leuchten.

Viele der Blätter sind mit Kommentaren versehen, die sich in den seltensten Fällen auf die Bilder selbst beziehen. Meistens dokumentieren sie Dinge, die während des Malvorgangs passierten, wer gerade angerufen hatte, welche Musik gehört wurde usw.

Wir schauen heut also nicht nur in die Gesichter der Dargestellten, sondern auch in eine Art Tagebuch und somit in das Leben des Walter Gutbrod.

KIT ANDREWS – BRISTOL / UK

Kit Andrews ist bekannt geworden durch filigrane keramische Gefäße mit Reduktionsglasuren. Er hat unter dem Label ‚Rock Hard Pottery' auch begonnen, erotische Spielzeuge herzustellen, die von Hand gedreht und glasiert werden. So entstehen sehr ungewöhnliche Unikate, die nicht nur Augenschmeichler sind. Neben diesen Objekten wurden in einer eigens für die Galerie produzierten Kleinserie „Plug-and-play-vases“, zusammen mit der Galerie Sammlung Amann entwickelt. Eine Arbeit aus seiner Graffiti-Serie, die in Zusammenarbeit mit dem Streetartkünstler Faum72 – ebenfalls aus Bristol – entstanden ist, kann neben weiteren Arbeiten in unserem Onlineshop erworben werden.

 

 

 

CLEMENT LEGRAND – BORDEAUX / F

Clément Legrand arbeitete als Video-Producer und Grafiker, bis er seine Passion für Drucke und Objekte entdeckte. Seine Faszination für die Themen ‚Mann' und ‚Männlichkeit' kommt darin zum Ausdruck. Die idealisierte Darstellung der muskulösen Körper versteht sich dabei auch als Ausdruck seiner Gefühle und Enttäuschungen – von großer Lebensfreude bis zu Unerreichbarkeiten. In der BoysBoysToys. Ausstellung 2023 wurden verschiedene Werkgruppen der letzten Jahre in verschiedenen Formaten sowie einige textile Arbeiten von Clement präsentiert.

 

Jürgen Wittdorf – Berlin

Es ist eine Premiere, dass die Arbeiten des 1932 in Karlsruhe geborenen und 2018 in Berlin verstorbenen Künstlers und Grafikers im ehemaligen Westdeutschland gezeigt werden – denn Wittdorfs künstlerisches Wirken spielte sich bis zu deren Ende komplett in der DDR ab.

Die Familie ließ sich 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone nieder. 1950 schloss sich Wittdorf einem Grafikzirkel im Stollberg im Erzgebirge an. Von 1952 bis 57 studierte er an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, 1957 wurde er Mitglied des Verbands Bildender Künstler der DDR und übte neben seinem eigenen Schaffen auch Lehrtätigkeiten aus. Mit dem Mauerfall hatte Wittdorf über Nacht keine Aufträge mehr und sich dann bis an sein Lebensende – in seinen letzten Jahren noch an Demenz erkrankt – mehr schlecht als recht durchgeschlagen.

Wittdorf war als Partei-Mitglied und Mitglied des Verbands in das politische System der DDR eingebunden und konnte von offiziellen Aufträgen durch die Staatsorgane leben.
So realisierte er im Alter von erst 32 Jahren im Auftrag der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) in Leipzig den Zyklus Jugend und Sport. Die fünf Bilder in großen Formaten als Holz- und Linolschnitt bilden in künstlerischer wie auch in handwerklicher Umsetzung eine Meisterleistung – im politisch angesagten Stil des Sozialistischen Realismus. Leistungssport war in der DDR propagandistisch instrumentalisiert und die Sportler von Jürgen Wittdorf ein Sinnbild für die Überlegenheit des Sozialismus.

Zugleich aber gelang es Wittdorf, mit diesem Zyklus ein homoerotisches Statement abzugeben und damit seiner eigenen Befindlichkeit Ausdruck zu verleihen. Homosexualität war in der DDR eigentlich nicht verboten, man war aber sehr weit davon entfernt, diese im Alltag zu leben oder zu akzeptieren. 

»Ich lebte meine Sexualität aus, indem ich sehr viel Akt gezeichnet habe« bekannte er in einem späten Interview – und so gelang ihm der bemerkenswerte Spagat einer persönlichen Aussage im Kontext offiziell bestellter Werke. Damit dokumentieren Wittdorfs Arbeiten nicht nur Alltagsgeschehen der DDR, sondern zeugen auch von den Möglichkeitsräumen und deren Grenzen, die sich innerhalb der SED-Diktatur für Künstler/innen erschlossen – in einem politischen System, das sehr stark in die künstlerische Praxis hineingewirkt hat.

Wittdorf erweist sich damit sowohl als prominenter Träger des künstlerischen Erbes der DDR als auch als einer der Pioniere der queeren Kunst im ehemaligen Ostblock.

Im Zyklus für die Jugend, der 1963 als Mappenwerk in einer Auflage von 10.000 Exemplaren im Verlag Junge Welt erschienen ist schlägt Wittdorf eine Brücke zwischen der Jugendkultur in Ost und West und die dadurch entstandenen Diskussionen über einen „Verwestlichung“, zeigen sehr gut, in welchem Spannungsfeld die Arbeit der Künstler/innen in der DDR stattgefunden hat.

Der Nachhall seiner Arbeiten fällt dünn aus – und einseitig. Als nach der Wende verschiedene Ausstellungen – z.B. im Schwulen Museum 2004, 2008, 2012, im KVOST 2020 oder eine große Schau im Schloss Biesdorf 2022 – gezeigt wurden, gingen schnell Schubladen auf, in die er gesteckt wurde, er wurde z.B. als Tom of Finland der DDR bezeichnet oder wird immer wieder auf die queere Kunst reduziert.

Das Walker Art Center in Minneapolis hat 2023/24 die Arbeiten Wittdorfs mit einem umfangreichen Beitrag aus dem Zyklus Jugend und Sport in der Ausstellung „Multiple Realities – Experimental Art in the Eastern Block 1960-1980“ gewürdigt.

Unsere Ausstellung will zum einen dazu beitragen, die künstlerische Qualität und Breite Wittdorfs neu zu beleuchten – daher präsentieren wir auch eine Auswahl seiner zahlreichen Tierstudien, z.B. die Zyklen Tiermütter und Kinder im Zoo. Außerdem stellen wir – anhand von Kinderbüchern – Wittdorfs Arbeit als Illustrator vor. Und nicht zuletzt zeigen wir keramische Arbeiten von seiner Hand.
Die Ausstellung will aber auch ein Stück Zeitgeschichte der DDR deutlich machen und die Verquickung künstlerischen Schaffens in die propagandistischen Zwecke des Regimes. 

Ermöglicht wurde das Projekt durch die  Zusammenarbeit mit der Sammlung Jürgen Wittdorf von Jan Linkersdorff aus Berlin, und ist Teil des Stuttgart Pride Kulturprogramms 2024.